Buchhandlung Baeuchle
       
      
       
       
       
       
Buchtipp: Warum schweigen die Lämmer
Rainer Mausfeld
Rainer Mausfeld ist emeritierter Professor für allgemeine Psychologie mit den Schwerpunktfeldern Wahrnehmung und Kognitionsforschung.
Haben Sie manchmal das Gefühl, dass weder Ihre Tageszeitung, noch die Nachrichten der ARD, des ZDF, des SWR ganz zu schweigen des Privatfernsehens Ihnen die Welt versuchen, so zu zeigen, wie sie ist? Haben Sie immer öfter das Gefühl, dass die Darstellung objektiver Tatsachen verwechselt wird mit der Darstellung subjektiver Einstellungen? Fühlen Sie sich zunehmend eingeschränkt von undurchsichtigen Normen, Stukturen, Bürokratie, für die niemand verantwortlich zu sein scheint? Beschwerden und Kritik werden artikuliert, aber es ändert sich einfach nichts, geschweige denn, dass Sie einen Ansprechpartner für Ihr Anliegen finden? Wundern Sie sich manchmal über die Berichterstattung in Nachrichten und Tagesschau, deren Inhalt, deren inhaltliche Tiefe und deren Tonfall? Sind sie bisweilen auch verwundert, wie schnell ein Staat über Nacht zum erklärten Bösen werden kann und verstehen Sie eigentlich, warum es in den Kriegen beispielsweise im Jemen, Irak, Afghanistan und Syrien, die im Namen der Demokratie und der Menschenrechte geführt werden, geht? 
 Haben Sie das Gefühl, dass Ihr Wunsch nach mehr Demokratie unter einem Wust von vermeintlichen Sachzwängen begraben wird? Ihnen fehlt offene Diskussion um Formen der Demokratie?  Wie werden Länder wie China, Russland und Amerika medial dargestellt und was für Wirtschaften und Wirtschaftsideologien vertreten diese?  Kann Macht sich verselbständigen und unkontrollierbar werden? Kann ein Wirtschaftssystem sich verselbständigen? Ist die zunehmende Masse an Armen weltweit und der steigende Reichtum der Wenigen wirklich die einzig mögliche Lebensform in der globalisierten Welt? Warum haben wir keine Diskussionskultur mehr und weshalb ziehen sich die Menschen aus dem politischen Alltag zurück, ist doch jeder Einzelne Mensch ein homo politicus, sofern er über ausreichende und objektive Information verfügt. Warum wird der ewige Konflikt Bürger-Staat nicht mehr diskutiert? 
Der Psychologe Rainer Mausfeld beschäftigt sich mit genau diesen Themen. Auch dieses Buch wurde nur in wenigen Zeitschriften besprochen. Die Stuttgarter Zeitung lässt sich sogar dazu hinreissen, Mausfeld und sein komplettes Lesepublikum zu „Wutlinken“ zu erklären. Nun bin ich selbst auf dieses Buch durch den Tipp eines Kunden gekommen, der nun alles andere als ein Wutlinker ist, der aber die oben beschriebenen seltsamen Gefühle vermehrt in seinem Umfeld wahrnimmt und hierfür liefert Mausfeld einige Ansätze zur Klärung. Dieses Buch ist eine Sammlung seiner Vorträge und diverser Interviews zum Thema Neoliberalismus und Demokratie. Sein Ansatz ist die Geschichte der Demokratie, beginnend mit dem Demos im alten Athen und die Darstellung weiterer möglicher Demokratieformen.
Unsere Welt, wie Mausfeld sie beschreibt, ist weder gerecht, noch menschlich oder demokratisch. Schockierend war für mich als LEser, dass sich seine theoretischen Betrachtungen zum Beispiel zum Thema Folter mit den realen Beobachtungen von Todenhöfer decken.
Beide Bücher haben viele Leser und kritische Leser verdient, Mausfeld ist schwerer lesbar als Todenhöfer und manchmal wird dem Leser seine Doziererei zu viel, aber im Kern arbeitet er, obwohl er kein Politikwissenschaftler ist, spannende und hochinteressante Thesen zum Neoliberalismus und über mögliche und lebbare Demokratie aus, die dem Leser einiges zu denken geben.
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